Prof. Dr. Dietmar Höttecke | Wissenschaftskommunikation über Klimawandel in einer Welt aus Filterblasen, Echokammern und Fake News
Präsentation von Prof. Höttecke zum Download.
Zur Person
Prof. Dr. Dietmar Höttecke ist Professor für Didaktik der Physik an der Universität Hamburg und Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt unter anderem die Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Zum Vortrag
Guter naturwissenschaftlicher Unterricht bereitet Schüler*innen auf ihre Rolle als Bürger*innen vor. Die Welt ist heute in erheblichem Maße von wissenschaftlichen Befunden und Denkweisen bestimmt. Bürger*innen sollen daher über die Schule hinaus an wissenschaftshaltigen öffentlichen Debatten teilhaben, Sachverhalte fachkundig bewerten und Entscheidungen fundiert treffen können. Der naturwissenschaftliche Unterricht stellt dazu fachliches Grundwissen z. B. über die Physik des Treibhauseffekts bereit.
Aber genügt das? Wenn man nicht gerade Klimaforscher*in wird, wird wissenschaftliches Wissen über Massenmedien, das Internet und zunehmend Soziale Medien an die Menschen herangetragen. Den konventionellen Massenmedien werden dabei wichtige Funktionen zugewiesen (Gatekeeper, Agenda-Setting, Alarming), um wissenschaftliche Aussagen einzuordnen und auf Zuverlässigkeit zu prüfen. Da sich gerade Jugendliche zunehmend online informieren, schwindet diese Kontrollfunktion journalistischer Medien rasant, während die Bedeutung Sozialer Medien und ihre problematischen Nebenwirkungen (aggregierte Nachrichten, Filterblasen, Echokammern, Fake News) zunehmen. Leider – und das zeigt auch die Corona-Krise – wird wissenschaftlich harten Befundlagen dann oft misstraut. Wissenschaftliche Expertise wird sogar öffentlich diskreditiert!
Neben grundlegendem Fachwissen benötigen Schüler*innen daher
- ein entwickeltes Wissenschaftsverständnis, um zu erkennen, dass Vertrauen in Wissenschaft eine Grundlage hat (Stichwort „Nature of Science“),
- grundlegendes Wissen über die Rolle von Medien bei der Wissenschaftskommunikation und
- Wissen über die Dynamiken sozialer Medien und wie sie mit unseren eigenen psychischen Grundbedürfnissen (Stichwort Vermeidung kognitiver Dissonanz) zusammenhängen.
Im Vortrag werden die drei Aspekte an Beispielen und in ihrem Zusammenhang erläutert, um didaktische Implikationen für Schulunterricht und gelingende Wissenschaftskommunikation abzuleiten.